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Schweizer Tages-Anzeiger: Strehle und Eisenhut

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Der Tiefgang-Journalist und der Quotenbolzer: Res Strehle und Markus Eisenhut teilen sich die Chefredaktion des Tages-Anzeigers.

Res Strehle (links) und Markus Eisenhut. Beide Bilder sind nicht aktuell. (Keystone)

Res Strehle (links) und Markus Eisenhut. Beide Bilder sind nicht aktuell. (Keystone)

Geradezu unheimlich still sei es in den letzten Wochen gewesen auf der Redaktion des Zürcher Tages-Anzeigers, und langsam begann man sich auf den Gängen zu wundern: Der Ersatz für Chefredaktor Peter Hartmeier war nur einer von mehreren kursbestimmenden Entscheiden für das gesamte Haus Tamedia, die noch im ersten Quartal 2009 fallen sollten – und es gab noch nicht mal Gerüchte. Einen Tag vor Ablauf der Frist ist der Entscheid gefallen:

Wie für den unspektakulärsten Fall erwartet übernimmt Res Strehle, der vor allem als Entwickler des hochwertigen “Magazins” des Tagesanzeigers bekannt ist, die Chefredaktion.

Allerdings tut er es nicht allein. Ihm zur Seite gestellt wird Markus Eisenhut, derzeit Chefredaktor der Berner Zeitung, dem Flaggschiff der Espace Media, die auch bereits zum Tamedia-Imperium gehört, welches sich weiter in der einst so vielfältigen Schweizer Presselandschaft ausdehnt.

Wenn Strehle der stille Denker und der Journalist mit Tiefgang ist, dann ist Markus Eisenhut der Auflagenschaffer, der zuerst mit 20Minuten Leserrekorde zusammentrug und danach bei der Berner Zeitung in die gleiche Richtung weiterwirkte. Das hat nicht unbedingt zur qualitativen Steigerung der Tageszeitung aus der Schweizer Bundesstadt beigetragen – aber dort gibt es ja, anders als in den meisten übrigen Städten der Schweiz von geringerer Grösse als Zürich, noch ein Konkurrenzprodukt, die Qualitätszeitung “Bund”.

Die gehört indes inzwischen auch zur Espace Media und damit zum Tamedia-Imperium, und einer der weiteren noch für dieses Quartal erwarteten Entscheide betraf eigentlich die Existenz des in Dauer-Agonie liegenden Qualitäts-Hauptstadtblattes.

Offen ist hier, ob der Bund ganz in die “BZ” integriert oder als Kopfblatt des Tagi weiterexistieren soll – gemunkelt wird auch von einem Modell Hauptstadt-Politzeitung: Der “Bund” würde zur Washington Post der Schweiz mit extremer Gewichtung der Bundespolitik. Dabei würe dann wohl der Mantel der Zeitung aus allem ausser dem Inland- und Politstoff bestehen, und vielmehr der Tagi seine Bundeshausstoffe vom Bund beziehen. Tatsächlich müssen angeblich die gelicheteten Reihen der Tagi-Bundeshausredaktion jetzt bereits mit Bund-Leuten gestärkt werden.

Was die Ko-Chefredaktion von Macher Eisenhut und Denker Strehle für die Ausrichtung des Tagesanzeigers heisst, scheint offensichtlich: Eine Fusion aus Qualität und Masse scheint das Ziel zu sein. Ein Stratege kann das offenbar nicht allein vollbringen. Ob die erklärte Stossrichtung in die Breite allerdings angesichts der allseits prophezeiten Polarisierung im Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt dem Tagi gut tut, darf angesichts der bereits ausreichend gepflegten Breitenprodukte im Hause Tamedia – 20Minuten, Sonntagszeitung, Newsnetz – bezweifelt werden.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich im Blog medienlese.com veröffentlicht. Im September 2009 wurden medienlese.com und netzwertig.com zusammengeführt.


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